Drei Fragen an ...

Michael Wipp

Inh. WippCARE Beratung, GF bei div. namenhaften Trägergruppen (2006-2019) 

Frage 1 - Was bedeutet Arbeitgeberattraktivität für Sie bzw. wie würden Sie diese definieren?

Nicht nur in Zeiten des Fachkraftmangels ist die Frage des Umgangs mit Mitarbeitern eine der sich jeder Arbeitsgeber stellen muss.
Arbeitgeberattraktivität bedeutet für Mitarbeiter Zuverlässigkeit und Vertrauen des Arbeitsgebers seinen Mitarbeitern gegenüber, ehrliche „Konditionen“, die auch tatsächlich eingelöst werden und nicht nur großspurig in den „sozialen“ Medien platziert werden wie das leider häufig geschieht.

Frage 2 - Was ist das größte Lob, das Ihre Mitarbeiter:innen Ihnen als Arbeitgeber bisher ausgesprochen haben?

„Der beste Chef der Welt“ auf einem T-Shirt.

Frage 3 - Welche Ideen waren im Nachhinein die erfolgreichsten für Ihre Arbeitgeberattraktivität?

Einbezug der Mitarbeiter, Anerkennung ihrer Leistungen, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Gesprächsbereitschaft, Zuverlässigkeit, auch in schwierigen Situationen

In unserem Newsletter stellen wir die drei Fragen jeweils an eine Persönlichkeit aus der Pflege. Melden Sie sich hier an, wenn Sie die Antworten regelmäßig lesen möchten.

Drei Fragen an ...

Dr. Stefan Arend

Leiter Institut für Sozialmanagement und neue Wohnformen, Publizist, Vorstand KWA (2008-2020) 

Frage 1 - Was bedeutet Arbeitgeberattraktivität für Sie bzw. wie würden Sie diese definieren?

Arbeitgeberattraktivität drückt sich m.E. – neben den vertraglich fixierten und gewährten finanziellen Leistungen und den allgemeinen und speziellen Sozialleistungen (pekuniär und in natura) – vor allem durch die von Unternehmenskultur und -organisation geschaffene Balance zwischen den betrieblichen Notwendigkeiten und den persönlichen, individuell gegeben Freiheiten, Kompetenzen zu entwickeln und zum Nutzen der Unternehmung und deren Kunden / Klienten zur Entfaltung zu bringen. Diese Balance, man könnte auch von Spannungsfeldern sprechen, macht Arbeitgeberattraktivität aus – die natürlich nicht von oben geschaffen und verordnet werden kann, sondern vor allem auch durch das Vertrauen der Mitarbeitenden entsteht und getragen wird.

Frage 2 - Was ist das größte Lob, das Ihre Mitarbeiter:innen Ihnen als Arbeitgeber bisher ausgesprochen haben?

Das Dankeschön, ganz im Stillen, fast in einer persönlichen Zwiesprache von fünf Schülerinnen und Schülern zum Ausdruck gebracht, die bei unserem Bildungszentrum ihre Fachhochschulreife geschafft haben, obwohl sie nur mit dem „Absitzen der Schulpflicht“ ohne jedwede formale Qualifikation zu uns gekommen waren und allein durch Vertrauen, Zusprache, der Übertragung von Verantwortung (auch für sich selbst) und dem Eröffnen neuer Perspektiven diese persönliche Karriere nehmen konnten.

Frage 3 - Welche Ideen waren im Nachhinein die erfolgreichsten für Ihre Arbeitgeberattraktivität?

Die Schaffung und Etablierung von vollstationären Hausgemeinschaften Anfang der 2000er Jahre. Die Hinwendung zur Alltagsnormalität in der vollstationären Pflege eröffnete vielen Berufsgruppen völlig neue berufliche Perspektiven und Einsatzbereiche. Eine solche berufliche Weiterentwicklung hätte es in der klassischen Langzeitpflege mit der überholten Orientierung an Krankenhausstrukturen nicht geben können.

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Drei Fragen an ...

Thomas Flotow

Geschäftsführer PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG 

Frage 1 - Was bedeutet Arbeitgeberattraktivität für Sie bzw. wie würden Sie diese definieren?

Entgegen der mit stetiger Regelmäßigkeit aus dem politischen Raum zu vernehmenden Begrenzung der Attraktivität auf die Höhe des Entgeltes weiß die Praxis nicht erst seit Geltung der Tariftreue um die Vielschichtigkeit relevanter Kriterien, denn Vergütung ist zweifellos wichtig, führt aber in alleiniger Fokussierung zu einer Söldnermentalität.
Nach meiner Auffassung ist es eine Partnerschaft zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten, die für beide Seiten transparent bestehende Bedürfnisse klar benennt und sich fair gemeinsam um Lösungen bemüht. Wir können angespannte Rahmenbedingungen in der Pflege nicht negieren, diese aber auch nicht zur alles rechtfertigenden Entscheidungsmaxime erheben. Das altbekannte und ehrlich gelebte Geben wie Nehmen, die Wahrnehmung, dass der jeweils andere Vertragspartner um Ausgleich bemüht und vor allem verlässlich ist, schafft Vertrauen, Sicherheit und im Ergebnis Zufriedenheit.

Frage 2 - Was ist das größte Lob, das Ihre Mitarbeiter:innen Ihnen als Arbeitgeber bisher ausgesprochen haben?

Als ehemaliges öffentliches Unternehmen haben wir noch in städtischer Trägerschaft, auf dem Weg der Privatisierung sowie anschließend bei Gesellschafterwechseln von unseren Beschäftigten viel Vertrauen abverlangt, mit uns den Weg der Modernisierung zu gehen. Auch wenn wir nicht alle Beschäftigten überzeugen konnten, so ist es doch der weitaus größte Anteil gewesen, der unseren Argumenten und unserer Offenheit auch in kritischen Fragen Glauben geschenkt hat. Ohne dieses faktische Lob der aktiven Entscheidung für uns hätte unser Unternehmen schweren Schaden genommen.

Frage 3 - Welche Ideen waren im Nachhinein die erfolgreichsten für Ihre Arbeitgeberattraktivität?

Wir stehen für Verlässlichkeit und den Handschlag des Hamburger Kaufmanns. Unsere Beschäftigten wissen, dass Zusagen gelten, sie aber umgekehrt auch eingefordert werden, denn die Seite des Gebens ist nicht dauerhaft vorherbestimmt. Leider ist unser zweiter Ansatz, gemeinsam zu feiern und Spaß zu haben (z.B. bei einem unternehmensweiten Beachvolleyballturnier), in Zeiten von Corona viel zu kurz gekommen. Hier müssen wir dringend nachlegen.

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